BRECO

BRECO-Projekte

Der Brenner-Korridor ist eine der wichtigsten Verkehrsadern Europas für den Güterverkehr. Für Bayern ist er aufgrund der Handelsbeziehungen mit Österreich und Italien von großer Bedeutung. Der alpenquerende Straßengüterverkehr über den Brenner-Korridor steigt stetig an. Aufgrund der zunehmenden Herausforderungen im Straßengütertransport (Fahrermangel, Klimaziele Paris 2050 ect.) sowie der politischen Regulierungen (derzeit Blockabfertigungen, Nachtfahrverbote in Tirol, ect.) und möglicher Infrastrukturengpässe (u. a. Instandhaltung maroder Brücken) ist die Transportbranche zukünftig gezwungen, alternative Transportlösungen im alpenquerenden Transport zu finden.

Eine Alternative stellt dabei der Intermodaltransport über den Brenner dar.

Bayern verfolgt seit dem 2. Brenner-Gipfel im Juni 2018 in Bozen die praxisorientierten Brenner-Korridor-Projekte (BRECO-Projekte) unter Beteiligung von Wirtschaft und Wissenschaft. Dabei kann auf das Intermodaltransport-Konzept Bayern 2025 aufgebaut werden. Beim Projekt BRECO.Train geht es um ein neutrales, marktfähiges Angebotskonzept für einen gemischten Intermodalzug mit Containern, Wechselbrücken, kranbaren und nicht-kranbaren Sattelanhängern im Unbegleiteten Kombinierten Verkehr. Züge werden mittels NiKRASA inzwischen optimal ausgelastet.

Angesichts der Tatsache, dass in Oberbayern und Süditalien Umschlagterminals fehlen, kann BRECO.Hub Abhilfe schaffen. In kleinen standardisierten Terminals werden Züge geflügelt bzw. gekuppelt, um maximale Zuglängen (550 m über den Brenner; 740 m von und nach Norden) und knappe Trassen optimal auszunutzen.

In BRECO.QM geht es um ein Qualitätsmanagement zur Steigerung der Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs. Internationale Arbeitsgruppen erarbeiteten Lösungsansätze und Handlungsempfehlungen für eine durchgängige Schieneninfrastruktur und Betriebsorganisation.

Im Projekt BRECO.Market wurden die verfügbaren CAFT-Daten zur Abbildung von Verlagerungspotentialen, Verkehrsströmen, notwendigen Terminalstandorten etc. aufbereitet und ausgewertet.

Als Folgeprojekt aus BRECO.QM wurde eine gemeinsame Verkehrskoordination des Schienengüterverkehrs auf dem Brenner-Korridor unter Federführung der DB Netz AG verfolgt. Im Projekt soll eine zentrale Steuerung der Bahnachse München - Verona die Organisation vereinfachen, die Leistungsfähigkeit verbessern und damit die politisch geforderte Verlagerung ermöglichen. Dazu werden zahlreiche Maßnahmen zur Verbesserung des Schienengüterverkehrs aus BRECO.QM von den beteiligten Netzbetreibern aus Deutschland, Österreich und Italien abgearbeitet. Ziel ist, dass die Infrastruktur der drei Länder den Eisenbahnverkehrsunternehmen aus einer Hand angeboten wird. Es müssen z.B. der schlechte Informationsfluss zwischen den Terminals und dem Netz sowie Systembrüche zwischen den drei Bahnen, die zu Laufzeiten von Güterzügen auf der Strecke München - Verona zwischen sieben und 17 Stunden führen, überwunden werden. Ein Folgeprojekt zur Digitalisierung der Prozesse in einem Train-Board ist inzwischen erfolgreich umgesetzt. Hier wurden Zahlen, Daten und Fakten erfasst und in einer Datenbank strukturiert. Bis zu 400.000 Datensätze der Netzbetreiber konnten harmonisiert und ein Dashboard erzeugt werden. Auf dieser Basis kann nun die Ursache für Probleme auf der Brenner-Achse digital erfasst und daraus Verbesserungen abgeleitet werden. Im Rahmen einer Machbarkeitsstudie sollen die Prozesse in die internen Systeme und den operativen Betrieb der drei Eisenbahninfrastrukturbetreiber integriert werden. In einem weiteren Projekt wurden die Eisenbahnverkehrsunternehmen in die Prozesse einbezogen, damit die Verbesserungen auch in deren Angebote für die Wirtschaft einfließen.

Letztlich sind es die Verlader, die entscheiden, mit welchem Verkehrsträger die Waren transportiert werden. Für den nicht einfachen Zugang zur Schiene muss der Verlader mit den notwendigen Voraussetzungen der Verlagerung von Transporten von der Straße auf die Schiene vertraut gemacht und seine Anforderungen müssen berücksichtigt werden. Nur dann kann auch er seine Möglichkeiten zur Einflussnahme auf die Transportabwicklung, auch mit Blick auf die Klimabilanz der Transportkette, besser ausschöpfen. Hierzu wurde das Projekt „Klimafreundlicher Brennertransit“ mit der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. (vbw) durchgeführt. Ziel ist, aufzuzeigen, wie der Güterverkehr über den Brenner auch auf der bestehenden Infrastruktur effizienter und zugleich umweltverträglicher abgewickelt werden kann. Dazu dienen nicht nur Erklärfilme für den Einstieg in den Schienengüterverkehr. Im intensiven Dialog mit verladenden Industrie- und Handelsunternehmen sowie Unternehmen der Transportbranche wurden konstruktive Lösungen zur Bewältigung des Brenner-Transits gesucht. Von allgemeinen Handlungsempfehlungen zu mehr Kooperation und fachlichem Austausch zwischen allen Akteuren sowie eine verbesserte Aus- und Weiterbildung, über höhere Fördermittelbereitstellung bis hin zu einer zentralen, transparenten und länderübergreifenden Informationsplattform reichten die Vorschläge.

All die Maßnahmen und Projekte sind ein wichtiger Schritt, um die Kapazitäten des Brenner-Basistunnels, an dem seit 2007 gebaut wird, optimal nutzen zu können. Aber auch schon vor seiner Fertigstellung - es könnte inzwischen erst 2034 so weit sein - sollen sie dazu beitragen, die Leistungsfähigkeit des Schienengüterverkehrs zu verbessern und den Gütertransport von der Straße auf die Schiene zu verlagern.